Zuhören und miteinander denken


Zuhören und miteinander denken

Martin Buber, der die dialogische Philosophie entfaltet und die Humanwissenschaften der letzten einhundert Jahren maßgeblich beeinflusst hat, sah den Menschen in einem zweifachen Verhältnis zur Wirklichkeit, einem ICH-ES Verhältnis und einem ICH-DU Verhältnis. 

Die wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften der letzten Jahrhunderte haben wir dem ICH-ES Verhältnis zu verdanken. Wir haben alles zum Objekt gemacht, um es zu verstehen und zu gebrauchen. Der Fortschritt war immens und hat unser Leben vereinfacht, bereichert, verlängert, u.ä. Doch wir sind aus dem Gleichgewicht geraten. So haben wir die globalen Probleme geschaffen, die uns heute bedrängen, weil wir alles auf uns selbst bezogen und genutzt haben und so das Ganze aus dem Blick verloren haben. Wie werden wir die globalen Probleme bewältigen? Wie finden wir in ein neues Verhältnis zu unserer Welt und zu einem neuen Bewusstsein?

Im Reich der Beziehung kann alles zur Anrede an mich werden, die meine Antwort sucht. So entsteht echte Verantwortung. Ein anderes Verhältnis zu den Dingen und Menschen. Sie sucht nicht nur das Sachgemäße, Nützliche oder Richtige, sondern das dem anderen gemäße, was ihm entspricht, ihm gerecht wird. Gerade die/der Andere, die Andersartigkeit kann auch mich selbst weiterbringen, bereichern. Wir werden durch andere, davon bin ich überzeugt. „Ich werde am Du. Ich werdend spreche ich Du. Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“ (Martin Buber, Ich und Du) 

Deshalb sind gerade die Diversität, die Verschiedenheit der Menschen, Kulturen, Lebensweisen, Religionen und der Dialog auf Augenhöhe Wege, um die globalen Probleme zu lösen. David Bohm, ein Physiker aus Oxford, hat deshalb die Entfaltung des Dialogs durch Martin Buber weiterentwickelt und Haltung und Methode beschrieben für Einzelne, Gruppen und Systeme.

Wer zurzeit Diversität und Dialog für das kulturelle, gesellschaftliche, religiöse und politische Ringen um Wege aus der Krise vorschlägt, ist Papst Franziskus in Fortführung der Gedanken des 2.Vatikanischen Konzils, zuletzt in fratelli tutti.

Ich möchte meinen Beitrag leisten und Dialoge anbieten, um diese Gesprächsform bekannt zu machen und sie zu üben. Wo der Dialog gelingt, entsteht zwischen den Menschen mehr, als sie mit- und einbringen: der Sinn.